Seit 2008 ist der Borsdorfer Bahnhof im wahrsten Sinne des Wortes der Bahnhof von Borsdorf, denn in diesem Jahr kaufte die Gemeinde das markante Bauwerk für 100.000 Euro von der Deutschen Bahn. Die hatte es zuvor im Rahmen eines Immobilienpaketes meistbietend versilbern wollen, doch die Gemeinde pochte auf ihr Vorkaufsrecht, ließ die (verschnupfte) Bahn das Paket noch einmal aufschnüren und ist seitdem Eigentümer des Gebäudes samt einiger Quadratmeter rundherum. Und da Eigentum verpflichtet, investierte die Gemeinde seit 2008 ein Mehrfaches des Kaufpreises in das 1894 erbaute Gebäude, um es zu sichern und für künftige Nutzungen fit zumachen.
Die Arbeiten am Bahnhof verliefen nicht eben zügig, die Sanierung erfolgte trotz Förderung “nach Kassenlage”. Ende 2016 ließen sich die Fortschritte allerdings nicht mehr verbergen, denn im Zuge von Erschließungsarbeiten wurde rund um den Bahnhof gebaggert und geschachtet. Anfang 2017 vergab der Gemeinderat eine Reihe von Aufträgen für weitere Arbeiten am Bahnhof. Das betrifft u.a. die Elektroanlage, die Heizungs- und Sanitärtechnik, den bahnseitigen Glas-Holz-Bau (“Wintergarten”) sowie Estrich- und Trockenbauarbeiten. Außerdem wurde der Auftrag zum Einbau einer Umluftkühlanlage erteilt.
Diese Anlage wird im Hinblick auf den ersten der künftigen Mieter eingebaut. “Die Apotheke wird im August von ihrem jetzigen Standort in der Rathausstraße in den Bahnhof umziehen”, berichtete Bürgermeister Ludwig Martin kürzlich, “Die Apotheke benötigt diese Klimatisierung.” Zwischenzeitlich wurden auch weitere Mietinteressenten bekannt. Zu ihnen gehören die Fa. Heinrich (Post/Quelle-Agentur/Lotto am Bahnhof), die Bäckerei Keller und eine Physiotherapie. Die Planung der weiteren Arbeiten erfolge nach Abschluss von Vorverträgen in enger Abstimmung mit diesen Interessenten. Im laufenden Jahr soll die Hälfte des Erdgeschosses nutzbar sein, weitere Arbeiten schließen sich 2018 an. Auch für die Wohnungen im Gebäude gibt es bereits Interessenten. In spätestens zwei Jahren soll der Bahnhof zu 100 Prozent saniert und genutzt sein. Durch die Mieteinnahmen erfolge auch die anteilige Refinanzierung der Sanierungskosten von rund 1,2 Mio. Euro. -ad